Fazit zur Supportivtherapie vom Krebskongress 2016

Interview mit Frau Prof. Dr. med. Petra Feyer, Berlin, Vorsitzende der ASORS Bereich Supportivtherapiepportivtherapie ist eine Querschnittsdisziplin
Was auf dem DKK auch sehr klar zum Tragen kam, war, dass die Supportivtherapie eine Querschnittsdisziplin ist. Sie vereint zum einen viele verschiedene medizinische Fachrichtungen, aber sie vernetzt uns Mediziner auch mit anderen Berufsdisziplinen wie beispielsweise Psychologie, Pflege und Pharmazie. In der ASORS ebenso wie in unserer internationalen Fachgesellschaft, der MASCC leben wir das Konzept der Interdisziplinarität und der Multiprofessionalität von Anfang an. Für mich persönlich war faszinierend, wie diese Zusammenarbeit auch im Rahmen der Gestaltung der Veranstaltungen beim DKK Symposien geklappt hat.
 
Supportivtherapie und Palliativmedizin
Ein großes Highlight war für mich die Plenarsitzung zum Thema „Early integration of palliative and supportive care“ mit der Key note lecture von Gary Rodin aus Toronto. Die Beiträge der Referenten haben sehr deutlich gezeigt, wie wichtig eine frühzeitige Integration der Palliative Care bei fortgeschrittenen Tumoren ist. Die rege Diskussion mit teilweise sehr unterschiedlichen Positionierungen hat deutlich gemacht, dass wir durchaus noch Klärungs- und Definitionsbedarf bezüglich palliativer und supportiver Maßnahmen haben.

S3 Leitlinie Supportive Therapie
Sehr wichtig für uns als ASORS war natürlich auch die Vorstellung des Arbeitsstands unserer S3-Leitlinie „Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen“, die von Frau Prof. Jordan aus Halle koordiniert wird. Diese Querschnittsleitlinie mit 10 wichtigen Themen zur onkologischen Supportivtherapie wird gemeinsam mit der DGHO und der DEGRO erstellt. Die Leitlinienarbeit ist im Wesentlichen abgeschlossen. In zwei Konsensuskonferenzen im Jahr 2015 wurden die Schlüsselempfehlungen bestätigt und wir gehen davon aus, dass wir im Mai 2016 die Vollpublikation dieser wichtigen S3-Leitlinie vorliegen haben. In zwei Sitzungen beim DKK wurde thematisiert, wie wichtig es ist, diese Leitlinien nicht nur zu erstellen, sondern auch dafür zu sorgen, dass sie in der Onkologie breit angewendet werden. Es war uns wichtig zu kommunizieren, dass eine leitliniengerechte Supportivtherapie kostengünstig, effizient und patientengerecht ist und ich glaube es ist uns gelungen, diese Botschaft zu vermitteln.

Bewegung und Ernährung
Ganz relevante Themen, die früher von Onkologen als supportive „Nebenschauplätze“ betrachtet wurden, sind heute Bereiche, die für die Lebensqualität der Patienten besonders wichtig sind, und auf die sie selbst auch Einfluss nehmen können. Damit spreche ich z.B. den Komplex Bewegung und körperliche Aktivität an. Es gibt inzwischen zahlreiche wissenschaftliche Daten, die zeigen, dass Bewegungsprogramme einen positiven Einfluss auf das (Über)leben haben. Die Ernährung spielt in allen onkologischen Konzepten eine Rolle, sowohl in der Prävention als auch während und nach einer Tumortherapie. Dazu gab es beim DKK zahlreiche Beiträge mit hochrangigen Referenten, beispielsweise das Symposium zur Ernährung „Kachexie, Sarkopenie und Krebs“ unter Federführung von Herrn Prof. Plauth, der gleichzeitig der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) ist sowie Herrn Dr. Jann Arends, der innerhalb der ASORS die Expertengruppe Ernährung leitet. Zur klinischen Ernährung in der Onkologie wurden im letzten Jahr Leitlinien der DGEM veröffentlicht.

Organbezogene Kasuistiken
Dann haben wir sehr interessante Falldiskussionen durchführen können, bei denen unterschiedliche Supportivmaßnahmen organbezogen beleuchtet wurden, also beispielsweise Antiemese beim Mammakarzinom, was ist zu beachten. Es sind aktuell die neuen MASCC-Leitlinien zur Antiemese verabschiedet worden. Hier haben sich Änderungen im Vergleich zur Vorversion ergeben und diese konnten praktisch druckfrisch an das Auditorium weitergegeben werden.

Komplementäre Maßnahmen
Weiterhin wichtig ist, die Nutzung komplementärmedizinischer Maßnahmen. Auch hier denke ich, müssen wir weitere Studien durchführen, die zeigen, welche komplementärmedizinischen Maßnahmen unseren Patienten nutzen. Dabei ist das Gespräch mit dem Arzt äußerst wichtig, um Interaktionen mit den tumorspezifischen Therapien zu vermeiden.

Management zielgerichteter Therapien
Ein weiteres Highlight war meiner Ansicht nach die Beleuchtung des erforderlichen multiprofessionellen Managements von Nebenwirkungen zielgerichteter Therapien. Auch die neuen Immuntherapien wie z.B. die CTLA4-Inhibitoren und die PD1/PDL1-Inhibitoren bringen Nebenwirkungen mit sich, mit denen wir erst lernen müssen umzugehen. Spektrum und Zeitpunkt des Auftretens sind anders. Die Langzeitkomplikationen kennen wir noch gar nicht. Ziel ist es auch hier präventiv zu denken, Prädiktoren zu entwickeln, die uns sagen, der Patient wird mit großer Wahrscheinlichkeit diese oder jene Nebenwirkung entwickeln. Nur so können wir uns sowohl über Prophylaxe als auch Therapie Gedanken machen. Dazu gibt es noch sehr viel Forschungsbedarf.

   MASCC: Multinational Association of Supportive Care in Cancer
   DGHO: Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie
   DEGRO: Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie